Kaiser Karl Gebetsliga

       für den Völkerfrieden

Die "Sixtus-Briefe": War Kaiser Karl ein Verräter?

Zu den aussichtsreichsten Friedensbemühungen im Ersten Weltkrieg zählten jene, bei denen Kaiser Karl die Vermittlung seines Schwagers Prinz Sixtus von Bourbon-Parma in Anspruch nahm. Der Kaiser strebte Bedingungen an, die alle Kriegsparteien das Gesicht wahren und erneut stabile Verhältnisse in Europa entstehen lassen sollte. Der englische Premier Lloyd George quittierte diese Vorschläge mit den Worten: „Das ist der Friede.“ Hindenburgs, Ludendorffs und Kaiser Wilhelms Wahn vom Siegfrieden ließ auch diese Chance scheitern.

 

Kaiser Karl wurde in diesem Zusammenhang vorgeworfen, er hätte den deutschen Bündnispartner verraten, weil er in dem Brief „die gerechte Forderung nach Rückgabe Elsass-Lothringens [zu] unterstützen“ versprach, und er hätte gelogen, weil er leugnete, dieses Angebot gemacht zu haben.

Der Deutsche Kaiser war von den Friedensbemühungen Kaiser Karls unterrichtet. Es war in Erwägung gezogen worden, Deutschland für den Verlust Elsass-Lothringens durch die Abtretung Galiziens zu entschädigen. Auch Außenminister Czernin wusste von den Briefen, hielt sich aber bedeckt.

Wie bei solchen Geheimverhandlungen gang und gebe, wurde absolute Vertraulichkeit vereinbart – mit dem Hinweis, die Vorschläge würden dementiert, wenn ein Teil sie veröffentlichte.

 

Als Frankreichs Premier Clemenceau auf eine provokante Rede Czernins hin den Brief publizierte, zwang Czernin den Kaiser unter Selbstmorddrohungen, das Schreiben als reinen Privatbrief zu deklarieren.

 

Als Czernin in dieser Situation den Kaiser politisch entmachten und den Anschluss an Deutschland herbeiführen wollte, hielt der Kaiser stand und Czernin musste zurücktreten.

 

Die Sixtus-Briefe boten eine der größten Friedenschancen im Ersten Weltkrieg. Kaiser Karl bekannte sich noch im Exil zu ihnen.